Gründungsteam (v. l.): Peter Satzer, Manfred Satzer © p4b
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Das niederösterreichische Start-up erzeugt mit 3-D-Druck Bioreaktoren, die mithilfe von KI-Algorithmen Zellprozesse unter Laborverhältnissen gleich wie in großen Produktionsreaktoren ablaufen lassen.

aws Preseed | 2023 | Deep Tech | Life Sciences | Niederösterreich 

 

Was im kleinen Maßstab funktioniert, muss in der großen Welt längst nicht genauso funktionieren. Chemikerinnen und Biotechniker wissen das nur zu gut: Biologische Prozesse, die im Labor klappen, laufen im Echtversuch bei großen Volumen ganz anders ab. Das grundlegende Problem ist die Hydrodynamik, die im Kleinen und Großen sehr unterschiedlich sein kann. Meist bilden sich bei großvolumigen Reaktoren durch Stratifikationen (Schichtungen) mehrere Zonen aus, die zu verschiedenen Bedingungen für wachsende Zellen führen. Daher ist für industrielle Prozesse der Weg vom Labor zum Großversuch oft weit: Forscherinnen und Forscher rechnen mit bis zu einem Jahr. Manche Abläufe scheitern überhaupt.

 

Die Brüder Manfred und Peter Satzer entwickelten eine KI-basierte Software, die die Kenngrößen von Produktionsreaktoren so auf Wandstrukturen in Kleinreaktoren umlegen kann, dass die Zellstrukturen im Laborversuch auf die gleiche Art gemischt werden wie im voluminösen Produktionsreaktor. Es bilden sich gleichartige Zonen aus, sodass die Zelle die gleiche Umgebung vorfindet wie im großen Maßstab – üblicherweise nicht wie beim Großreaktor von oben nach unten, sondern von der Mitte in die Wandstruktur. Damit können Skalierungsprobleme schon im Labormaßstab erkundet und gelöst werden. Für die Pharmaforschung etwa bedeutet das in der Medikamentenentwicklung einen Zeitgewinn von bis zu einem Jahr. Das ist in der Wirtschaft eine Ewigkeit.

 

Groß denken, klein testen
Das Start-up der Satzers, p4b (der Name leitet sich von „print for biotech“ ab), nutzt eine Kombination aus Strömungssimulation, Digitalisierung, evolutionärer KI und hochmodernem 3-D-Druck, um für die Kunden nach den errechneten Daten maßgeschneiderte Einwegbioreaktoren zu fertigen. Auf diesem Weg werden die erforderlichen hochkomplexen Formen hergestellt und die Kunden erhalten ein perfektes physikalisches Downscale-System. Für Spezialisten: Ein von p4b gedruckter 1,6-Liter-Laborreaktor weist eine Mischzeit ähnlich einem 54-Kubikmeter-Reaktor auf. Die patentierte Wandstruktur erzeugt hydrodynamische Eigenschaften, die denen des größeren Zielreaktors entsprechen.

 

Maßgeschneidert oder aus dem Regal
Die Geschäftsidee des Biotechnologen Peter und des Softwarespezialisten Manfred funktioniert zweigleisig: p4b verfügt über ein vorberechnetes Standardsortiment von Reaktoren, die als Single-Use-Produkt – die Behälter können nicht gereinigt werden – an die Kunden verschickt werden. Die Kunden können dann gezielt im kleinen Maßstab verschiedene Konfigurationen für ihre Produktionsprozesse testen. Für speziellere Bedürfnisse liefert das Start-up maßgefertigte Laborreaktoren, die für ein spezifisches Kundenproblem berechnet und gedruckt werden.

 

Durch die Preseed-Förderung der aws konnten Lizenzgebühren und Laborkosten bestritten werden. Ohne sie wäre es nach Aussage der Brüder nicht zur Unternehmensgründung gekommen. Bis 2025 soll die Produktentwicklung so weit gediehen sein, dass die ersten Testkunden akquiriert werden können. Erste Pilotprojekte mit ausgewählten Kunden im DACH-Raum sind bereits in Vorbereitung.

 

„Was wir oft hören: ‚Warum ist mir das nicht selbst eingefallen …‘“ - Peter und Manfred Satzer

 

Tipp: Der Organisations- und Verwaltungsaufwand für eine Gründung ist größer als gedacht. Dabei sind eine gute Zeitplanung und eine effiziente Organisation wichtig. Entscheidend ist aber der Mut, den Schritt zur Gründung überhaupt zu tun. Hätten wir es nicht versucht, hätten wir es uns ein Leben lang vorgehalten.

 

www.p4b.io

 

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