VTL

aws Preseed | 2020 | Life Sciences | Wien

Auf dem Bild sieht man eine Petrischale mit Bakterienauftrag. Die Ausscheidungen der Mikroorganismen zeigen sich in deutlich sichtbaren leuchtend gelben Farbtupfer
© VTL
Das Bild zeigt fünf aneinandergeheftete Stoffmuster, wie sie beim Tapezierer der Kundin oder dem Kunden zur Auswahl vorgelegt werden. Die Textilien wurden nach VTL-Technik von Mikroorganismen eingefärbt. Die Farben reichen von Lila über Ocker, Hellgrün und gestreiftes Hellbraun bis hin zu gemustertem Dunkelbraun.
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Gründerin: Karin Fleck
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Das Wiener Start-up entwickelt ein Verfahren, mit dem Bakterien natürliche Stoffe zur Textilfärbung erzeugen. Die Methode ist deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche petrochemische Färbeverfahren.

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Farben können schmerzen – nicht nur optisch. Am stechendsten ist das Problem bei knalligen Stoffen und Tüchern: Die Textilindustrie und speziell der Färbeprozess gelten als zweitgrößter Verschmutzer von Wasser weltweit. Fast alle Mittel, mit denen Textilien gefärbt werden, sind aus Erdölprodukten hergestellt. Kontaminierte Abwässer und hohe CO2-Emissionen sind die Folge.

 

Die ausgebildete Chemikerin Karin Fleck gründete VTL (steht für Vienna Textile Lab), um biogene Farbstoffe als Alternative zu den petrochemischen Verfahren zu etablieren. Sie lässt Bakterien für sich arbeiten. Die Mikroorganismen erzeugen bei ihrem Stoffwechsel Farben, die intensiver sind als herkömmliche natürliche Farbstoffe. Und sie benötigen – anders als pflanzliche Rohstoffe – keine landwirtschaftlichen Anbauflächen. Die biogenen Farben können sogar direkt auf die Stofffasern aufgetragen werden. Aktuell erforscht VTL, wie den Bakterien möglichst effizient möglichst viel Farbe abgerungen werden kann. Dabei spielt das Nährmedium die entscheidende Rolle.

Ökologische Alternativen

Die biogenen Farben können direkt aufgetragen werden, sie können aber auch extrahiert und wie andere Farbstoffe verarbeitet werden. Die Gründerin Fleck unterstreicht, mit ihren Bakterien jeden Farbton treffen zu können: grelles Gelb, Blau, Rot, aber auch gedeckte Farben. Doch nicht jede Farbe eignet sich für Textilien und nicht jeder Ton kann wirtschaftlich erzeugt werden. Karin Fleck hat das Verfahren bei einem ihrer Aufenthalte in den Niederlanden entdeckt, wo sich eine Designerin mit Nachhaltigkeit bei Textilien auseinandersetzte. Ein Experimentierfeld war die Färbung von Stoffen mit Farben auf bakterieller Basis.

Nachhaltige Textildesigns

Dabei ist die Nachfrage hoch: Die Fashionbranche sucht ständig nach neuen, nachhaltigen Materialien, die den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entsprechen. Biogene Farbstoffe sind natürlichen Ursprungs, sind leichter biologisch abbaubar und färben auch bei niedrigen Temperaturen. Aber vor allem werden sie umweltschonender und nachhaltiger hergestellt. Derzeit liegt die Herausforderung für die Gründerin darin, die industrielle Skalierbarkeit des biogenen Färbeprozesses sicherzustellen.

 

www.viennatextilelab.at

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