Enzyan
Das Grazer Start-up hilft Chemie- und Pharmaunternehmen, den Einsatz von Biokatalysatoren (Enzymen) mithilfe von KI in einem Kaskadenverfahren zu untersuchen. Sie profitieren von einem deutlich beschleunigten Entwicklungsprozess und speziellem Know-how.
aws Preseed | 2022 | Deep Tech | Life Sciences | Steiermark
Enzyme sind für viele Nutzerinnen und Nutzer nicht mehr als ein Relikt vergangener Chemiestunden. Es handelt sich um natürliche Eiweißstoffe, die dafür sorgen, dass bestimmte chemische Stoffwechselreaktionen in Gang kommen. Die Biokatalysatoren sorgen dafür, dass Stoffe unter milden Bedingungen präzise umgewandelt werden. Diese Eigenschaft kann etwa dafür genutzt werden, Wirkstoffe für Medikamente herzustellen. Das Verfahren von Enzyan erlaubt es Unternehmen, den Einsatz von Enzymen mit passenden Eigenschaften deutlich zu beschleunigen.
Kaskaden brauchen Kontrolle
Enzyan macht sich die Kompatibilität von Biokatalysatoren zunutze. Anders als in der traditionellen Wirkstoffherstellung können mehrere Stoffumwandlungen in einem Schritt ablaufen. Diese sogenannten Kaskaden sind effizienter und sparen dadurch Zeit und Geld. Das Schwierige daran ist, dass sich einige der Abläufe gegenseitig beeinflussen und schwer zu kontrollieren sind. Dadurch wird eine Analyse langwierig und teuer. Das Gründungsteam rund um Mattia Lazzarotto und Stefan Payer setzt auf künstliche Intelligenz zur Mustererkennung bei der Verfahrensentwicklung. Die kompatiblen Biokatalysatoren (Enzyme) arbeiten dabei unter milden Reaktionsbedingungen in einem einzigen Reaktionsgefäß mit hoher Substratbeladung und Selektivität zusammen. Das Enzyan-Verfahren untersucht in einem Ablauf ein ganzes Ensemble von Biokatalysatoren, um aus vorzugsweise erneuerbaren Ausgangsmaterialien effizient ein gewünschtes Mehrwertprodukt liefern zu können. Pharmaunternehmen und Hersteller von Feinchemikalien sollen laut Enzyan als erste Branchen von den innovativen Herstellungsprozessen profitieren.
Spin-off der Universität Graz
Das Gründungsteam hat sich aus der Biokatalyse-Forschungsgruppe der Universität Graz herausgebildet. Bis 2025 wird die Implementierung der Entwicklungsplattform durch strategische Auftragsforschung mit Industriepartnern vorangetrieben. Dafür wird unter anderem eine eigenständige Laborinfrastruktur am ZWT Accelerator eingerichtet und es werden zusätzliche Kompetenzen ins Team geholt, um interne Entwicklungsabläufe zu automatisieren und damit zu beschleunigen. Der Vertrieb soll später durch ein globales Lizenzmodell ausgebaut werden.
„Die Erfahrung der aws Betreuerinnen und Betreuer hat uns mehrfach beeinflusst, manche Entscheidungen anders zu strukturieren und manche Dinge nicht zu machen. Mithilfe des aws Preseed-Programms haben wir einen eigenen Prozessprototyp für ein Wirkstoffmolekül aufgesetzt. Damit konnten wir den ersten Schritt in Richtung eines Lizenzgeschäftsmodelles setzen.“ Stefan Payer und Mattia Lazzarotto (CEOs)